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Handreichungen zum Nachsinnen

Netzneutralität Monopole und Moral

Posted on | August 13, 2010 | No Comments

In jüngster Zeit häufen sich die Versuche großer Technologieträger (Google, Apple, Yahoo, Verizon & Co), das Netz unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Die Telekoms dieser Welt suchen seit langem nach zusätzlichen Einnahmequellen. Sie argumentieren zu recht, dass der Ausbau der Infrastruktur nur durch zusätzliche Einnahmequellen finanziert werden könne.

Bisher ist es so, dass alle Inhalte gleich, also neutral, behandelt werden. Inhalte von YouTube werden genauso schnell (oder langsam) zugestellt wie von kleineren Anbietern wie etwa MyVideo. Wenn sich YouTube eine schnellere Zustellung erkauft, dann haben alle anderen und natürlich die Startups einen unüberwindbaren Nachteil.

Genau diese Neutralität gegenüber den Inhalten hat aber die Innovationskraft und Konsumentenfreundlichkeit des Internet bisher ausgemacht. Es zahlen die Konsumenten die gesamten Kosten für das Internet über Ihre Zugangsgebühren – mehr für schnellere Anschlüsse und weniger für langsamere.

Eine weitere absolut negative Begleiterscheinung wäre, dass die Unternehmen an der gesamten Auslieferkette in die übertragenen Inhalte hineinschauen müssten, um eben die bezahlten Lieferungen priorisieren zu können. Das wird DPI – Deep Packet Inspection – genannt. Derzeit werden an allen Netzknoten, die Datenpakete ohne Ansehung des Inhaltes weiter geleitet.

Interesse an einer derartigen Umformung des Netzes haben natürlich auch die Lieferanten von Netzwerkkomponenten. Denn die Priorisierung kann nur erfolgreich funktionieren, wenn die DPI an der gesamten Kette erfolgt, bis hin zum so genannten CPE – Consumer Premise Equipment. Der Vision, die George Orwell in seinem Buch 1984 niedergeschrieben hat, wäre damit Tür und Tor geöffnet – Big Brother is watching you. Und dass es solche Tendenzen gibt, lässt sich am Beispiel von Saudi Arabien, China, Iran, Indien und vielen anderen Ländern jetzt schon beobachten, wenn sie die Inhalte von Mails an BlackBerrys lesen können wollen, oder die Inhalte von verfügbaren Websites staatlicher Kontrolle unterwerfen.

Der Anspruch der Telekoms, das die notwendigen zukünftigen Investitionen nicht allein durch sie geschultert werden können, ist berechtigt. Es kann aber nicht sein, dass dies auf Kosten der Netzneutralität erfolgt. Daran kann und sollte die breite Mehrheit der Telekoms kein Interesse haben. Immerhin kommen viele von Ihnen aus der Ecke der Startups. Der Fokus sollte also auch in diese Debatte ein Stück mehr moralischer Natur sein.
(Fr. 13. Aug, 2010)

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